PSZEITUNG.CH – Historiker Thomas Huonker im Gespräch mit Julian Büchler. «Zwang war der Normalfall». Textausschnitt: Das Schweizerische Fernsehen arbeitete in einem Dok-Film einen Teil der Geschichte von Ursula Biondi auf, die als junge Frau Opfer von fürsorgerischen Massnahmen wurde. Sie schildert, dass ihre Eltern von den Behörden zu einer fürsorgerischen Zwangsmassnahme gedrängt wurden. Ein Einzelfall? Nein, Zwang war der Normalfall. Eine Form des Zwangs war die Drohung mit andernfalls noch schärferen Zwangsmassnahmen. Im Fall von Ursula Biondi wurde den Eltern von den Behörden vorgemacht, ihre Tochter käme zur beruflichen Weiterbildung in eine Art Töchterinstitut. Sie merkten zu spät, dass sie ins Frauenzuchthaus Hindelbank kam. Es war eine schwere Stigmatisierung administrativ Eingewiesener, dass sie in Zuchthäuser, zu Kriminellen, verbracht wurden. Obwohl sie keine Straftat begangen hatten, galten sie der Aussenwelt fortan als «Zuchthäusler».