2001-2004

  • 10. Januar 2001: Start von Ursula Biondi in die historische Aufarbeitung der administrativ Versorgten vor 1981 (damals auch die «Braunen» genannt). Brief vom 10. Januar 2001 an die damalige Direktorin der Frauenstrafanstalt Hindelbank Frau Marianne Heimoz (zum Brief).
  • 17. Januar 2001: Antwortbrief der damaligen Direktorin der Frauenanstalt Hindelbank Marianne Heimoz (zum Antwortbrief). 
  • 22. Januar 2001: Kontakt mit Dr. Yvo Biderbost der damaligen Vormundschafts-Behörde.
  • 1. Februar 2002: Nach über 30 Jahren lädt die damalige Direktorin der Frauenstrafanstalt Hindelbank Marianne Heimoz Ursula Biondi zu einem Gespräch ein. Die etwa 20 Fragen von Ursula Biondi beantwortet Frau Heimoz ausführlich.
  • 2000-2002: Ursula Biondi arbeitete ihre traumatischen Erlebnisse aus ihrer Jugendzeit, brutaler Vater, sexueller Missbrauch durch den Au-Pair-Gastgeber, Freiheitsentzug und Kindeswegnahme in Begleitung therapeutischer Hilfe, in einem persönlichen Buch auf mit dem Titel: «Geboren in Zürich – Ursula Biondi».
  • 25. November 2002: Buchvernissage «Geboren in Zürich – Ursula Biondi» – Eine Lebensgeschichte, Theater Neumarkt Zürich, 189 Personen anwesend (Eröffnungsrede Dr. Alfred Müller-Biondi) anlässlich der Buchvernissage; Vortrag Dr. med. FMH Ursula Davatz, Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie anlässlich der Buchvernissage.
  • 9. Oktober 2003: Nach Hindelbank ohne Straftat von Klaus Frei. Heute liest Ursula Biondi ihre Geschichte an der Frankfurter Buchmesse. Limmat Zeitung (LIZ) ­(zum Beitrag).

  • 19. Oktober 2003: Lesung mit Ursula Biondi in der Stadtbibliothek (im Glatttaler) Den Stachel herausschreiben – In ihrem Buch «Geboren in Zürich» arbeitet Ursula Biondi ihre traumatische Jugend in Zürich und den Kampf ihrer Familie um Einbürgerung auf. «Bringt zu Papier, was ihr erlebt habt», fordert Biondi ihr Publikum auf, «damit ihr den Stachel nicht ein ganzes Leben lang mit euch herumtragen müsst». 
  • 22. Oktober 2003: «Der Zürcher Oberländer»/«Anzeiger von Uster» N. Zurbuchen: Eine unzerstörbare Neugierde aufs Leben. 

  • 30. November 2003: Einladung von der damaligen Direktorin Marianne Heimoz der Frauenstrafanstalt Hindelbank zu einer Vorlesung und einem Gespräch mit verurteilten Frauen. Diese waren schockiert über die Behördenwillkür, die die damaligen administrativ versorgten Jugendlichen und Frauen erdulden mussten.

  • 14. März 2004: Vorlesung von Ursula Müller-Biondi an der Londoner Buchmesse (ein Teil des Textes wurde auf Englisch übersetzt).

  • 6. Mai 2004: Über 20-mal ausgestrahlte Sendung bei TV STAR – FILM, LIFESTYLE & ENTERTAINMENT – GLOGGER TALK: Sie heisst Ursula Biondi. Sie wuchs in Zürich als Italienerin der 4. Generation auf, verliebte sich...

  • 20. Mai 2004: «GlücksPost ­– Reports» auf Star TV. Glogger-Talk – Wir berichten über das schicksalshafte Leben der Ursula Biondi.

2005-2008

  • 17. Mai 2005: Eine Spur Kultur – Vorlesung und Gespräch mit der Autorin von «Geboren in Zürich» Ursula Müller-Biondi – Quellenstube, Limmatstr. 189 SPITEX.
  • 2007: Unzähliger E-Mail- und Briefversand, um auf die Thematik der damaligen Behördenwillkür aufmerksam zu machen. Mit solchen oder ähnlichen verzweifelten E-Mails z.B. an humanrights.ch war ich damals jahrelang auf der Suche nach Hilfe für meine Anliegen, bis ich endlich die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF) Ende November 2007 und den Beobachter fand (Siehe E-Mail). Im Bericht und Massnahmenvorschläge des Runden Tisches von 2013 unter Ziffer 3.3.11 Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF wurde festgehalten: «Im Rahmen ihres Engagements wandte sich Ursula Biondi Ende 2007 an die EKF mit der Bitte um Unterstützung für ihre Anliegen einer Rehabilitierung der im Frauengefängnis Hindelbank ohne Verurteilung weggesperrten Frauen» (zum Beitrag). 
  • Ab Februar 2008: Seit anfangs 2000 und acht Jahre später zusammen mit dem «Beobachter», einer Historikerin, Mitstreiter*Innen von Betroffenen, etwas später mit unterstützenden Behördenmitgliedern, Politiker*Innen und anderen Medien wurde intensiv auf dieses Ziel, eine offizielle Entschuldigung für die Opfer von administrativ versorgten Menschen vor 1981 zu erhalten, hingearbeitet!
  • 14. März 2008: «Beobachter» Behördenwillkür: Zur Erziehung ins Gefängnis ­– Ursula Biondi sass ein Jahr lang in der Strafanstalt Hindelbank hinter Gittern – ohne eine Straftat begangen zu haben. So sah vor 40 Jahren eine Erziehungsmassnahme der Amtsvormundschaft Zürich aus. Auf eine Entschuldigung wartet sie bis heute (zum Bericht). 
  • 2008: Zürcher Journalistenpreis 11: «...hat sich mit Ursula Müller-Biondi eine erste Betroffene mit ihrer Lebensgeschichte auf der ‹Beobachter›-Redaktion gemeldet.» Ursula Biondi wurde 1966 mit 17 Jahren als Schwangere «administrativ versorgt» und in eine Strafanstalt gesteckt. Dies wurde in der Laudatio des Zürcher Journalistenpreis 11 für den im Beobachter erschienenen Artikel, «Ein dunkles Kapitel» von Dominique Strebel und Otto Hostettler festgehalten (zum Beitrag).
  • 17. September 2008: «Tagblatt»: Als Schwangere im Knast gelandet. SCHICKSAL: Ursula Biondi war 17 und schwanger. Deshalb wurde sie ins Erziehungsheim im Gefängnis Hindelbank gesteckt. Diese Ungerechtigkeit quält sie noch heute (zum Beitrag).

  • 29. September 2008: «Beobachter»: Hindelbank – «Was die mit uns gemacht haben!»: Drei Frauen suchen Wiedergutmachung. Als junge Mädchen wurden sie ohne Gerichtsurteil zur Erziehung in die Strafanstalt Hindelbank eingewiesen. Jahrzehnte später kehren sie dorthin zurück. Textausschnitt: Der Besuch hat den Frauen geholfen. Sie wurden ernst genommen. Ursula Biondi legt den beiden Vollzugsangestellten aber noch etwas ans Herz: «Jugendliche dürfen nie mehr bloss aus erzieherischen Gründen in Anstalten untergebracht werden, die den gleichen Namen tragen wie ein Gefängnis. Eine Stigmatisierung, wie wir sie erlebt haben, darf nie mehr passieren» (zum Beitrag).
  • 23. Oktober 2008: «Aeschbacher» auf SF1 – Ursula Müller-Biondi landete mit 17 als Schwangere im Gefängnis – ohne eine Straftat begangen zu haben. Vor 40 Jahren entsprach diese Massnahme kantonalen Verordnungen. Diese Ungerechtigkeit quält die Zürcherin heute noch, obschon sie den Weg zurück in den hellen Alltag gefunden hat. 

2009

  • 15. April 2009: «Reporter» auf SF1: «Ein Leben lang bestraft – das Leiden der administrativ Versorgten Ursula Biondi» Eine Reportage von Astrid von Stockar (zum Film).
  • 15. April 2009: «Basler Zeitung»: Sie bleibt ein Leben lang bestraft weil sie als 17-Jährige schwanger wurde, kam Ursula Biondi 1966 ins Gefängnis. Ein Film zeigt ihr Schicksal. Und SP-Nationalrätin Jacqueline Fehr kämpft für die Rehabilitation von «administrativ Versorgten» wie Biondi (zum Beitrag).

  • Mai 2009: Curaviva: Administrative Versorgungen – düsteres Kapitel der Schweizer Vormundschaftsgeschichte – «Diese Ungerechtigkeit! Wie die mit mir umgegangen sind!» Als 19-Jährige wurde Christina G. 1976 wegen ihres Lebenswandels von der Vormundschaftsbehörde ins Gefängnis eingewiesen. Treibende Kraft ist Ursula Müller-Biondi, die letztes Jahr mit ihrem Schicksal als Erste an die Öffentlichkeit trat. Sie wurde in den 1960er-Jahren als schwangere 17-Jährige von der Amtsvormundschaft Zürich in Hindelbank versorgt und sass ein Jahr lang hinter Gittern (zum Beitrag).

  • 9. Juni 2009: «Der Bund»: Als «Liederliche» weggesperrt – Treibende Kraft ist Ursula Müller-Biondi, die letztes Jahr mit ihrem Schicksal als Erste an die Öffentlichkeit trat. Die «grauenhafte Demütigung», das «Stigma, im Gefängnis gewesen zu sein», trage man ein ganzes Leben lang mit sich herum, sagt Müller-Biondi: «Wir fordern eine Entschuldigung.» (zum Beitrag).

  • 2009: Schweizerischer Anwaltsverband (SAV): Laudatio der Jury des Medienpreises SAV für Herrn Dominique Strebel vom Schweizerischen «Beobachter» anlässlich des Fachkongresses des Schweizerischen Anwaltsverbands (SAV) 2009. – En 2008, Dominique Strebel a fait paraître 2 articles dans le «Beobachter»: le premier – un portrait – dédié à Ursula Biondi internée, «à titre éducatif», à l'âge de 17 ans, dans la prison de Hindelbank, ... (zum Beitrag).

  • 28. Juni 2009: «Femina»: Fille mère derrière les barreaux – A 17 ans, coupable d’être enceinte d’un homme plus âgé, Ursula Biondi a passé une année en prison. Quarante ans après, elle ose parler de cette étape infamante. Dans le sillage d’Ursula Biondi, auteure d’un livre sur son expérience d’ «internée» à 17 ans («Geboren in Zürich») (zum Beitrag).

  • 22. Juli 2009: «TeleZüri»: «SommerTalk» Gäste von Hugo Bigi: Rita Schreier / Ursula Biondi.
  • 31. August 2009: «Beobachter»: Rehabilitation verweigert. Es ist eine hochkarätige Delegation von Bundesbeamten, welche Ursula Biondi und Rita Schreier Anfang Juli in Bern empfängt: eine Prof. Dr. iur. und Vizedirektorin des Bundesamts für Justiz, ein Privatdozent Dr. iur. und Chef Fachbereich Zivilrecht sowie ein Dr. iur. und Verantwortlicher für Vormundschaftsrecht. Es wirkt wie die Begegnung des personalisierten Rechts mit seinen Unterworfenen (zum Beitrag).
  • 27. September 2009: «TSR1»: «Mise au Point», Interview mit Corinne Portier: Zu diesem Zeitpunkt wusste Ursula Biondi noch nicht, wohin sie «die Reise» führen würde, denn eine offizielle Entschuldigung des Staates gegenüber den administrativ versorgten Menschen vor 1981 und auch den Verding-, Heimkinder, etc. stand noch «in den Sternen». Dieses Interview war eine weitere Aufklärung über dieses dunkle Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte in der Romandie (zum Film).
  • 22. Oktober 2009: Brief an EKF SODK KKJPD – Opfer von damals dürfen heute nicht erneut zu Opfern werden. Nach einem unglaublich jahrelangen schmerzhaften Marathon im Kampf für Gerechtigkeit zeigt im Anhang der Brief an die EKF, SODK, KKJPD eigentlich alles auf (zum Brief).
  • 26. November 2009: «Der Bund»: Bern prüft Rehabilitierung Administrativ Versorgter – Nun will der Kanton Bern aktiv werden. «Mit diesen Leuten wurde unanständig umgegangen», sagt der kantonale Justizdirektor Christoph Neuhaus (SVP). Er lasse zurzeit durch den Rechtsdienst seiner Direktion prüfen, wie es mit einer Staatshaftung aussehe. Es gehe darum, die Rechtsprechung bezüglich Schadenersatzklagen zu klären. ... Im Prinzip stünden sie im juristischen Niemandsland und theoretisch dürfte es sie gar nicht geben. «Doch wir sind da», sagt Biondi. «Wenn wir in 20 Jahren mit Pomp rehabilitiert werden, nützt uns dies im praktischen Sinne nichts mehr», sagt Biondi (zum Beitrag).

2010

  • 10. Januar 2010: «TSR1»: «Mise au Point»: Le scandale des enfants volés en Suisse (zum Film).
  • 17. Januar 2010: «Femina»: Emprisonnées, leur enfant enlevé à la naissance... C’est le destin qu’ont connu de jeunes Suissesses entre 1942 et 1981, soumises à «l’internement administratif». Dans le sillage d’Ursula Biondi, auteure d’un livre sur son expérience d’ «internée» à 17 ans (« Geboren in Zürich – Eine Lebensgeschichte»), voir article dans Femina du 28 juin 2009, page 26-27 [1]), des femmes alémaniques sortent de l’ombre, espérant retrouver leur enfant et leur honneur (zum Beitrag).
  • 28. Januar 2010: «FALÒ»: madri derubate – Vivere senza mio figlio.
  • 8. Februar 2010: «Fondation Sarah Oberson»: Ursula Biondi est l’une des détenues administratives d’Hindelbank. Elle y a passé une année complète. Après 40 ans de silence, elle a choisi de coucher son histoire sur le papier. C’est quelques années après la sortie du livre que la Conseillère Nationale Socialiste Jacqueline Fehr prend l’affaire à cœur et dépose, en avril 2009, une interpellation auprès du Conseil Fédéral.
  • 19. Mai 2010: «La Regione Ticino»: Per il tuo «bene» – Le vittime di internamenti amministrativi, una prassi applicata in Svizzera fino al 1981, presto otterranno una riparazione morale da parte di Cantoni e Confederazione. Silenzio rotto – Si tratta di Ursula Biondi, una Administrativ-versorgte che ha rotto il silenzio nei primi anni Duemila scrivendo un libro sull’esperienza da lei vissuta nel penitenziario di «Hindelbank» (zum Beitrag).
  • 8. Juni 2010: «Corriere del Ticino»: E una mattina mi svegliai in cella 1942-1981: migliaia di minori svizzeri incarcerati senza colpe né processi. L’uscita, qualche anno fa, di un libro-testimonianza dell’ex (ingiustamente) – detenuta Ursula Biondi – «Geboren in Zürich – Eine Lebensgeschichte» (zum Beitrag).
  • 23. Juli 2010: «l’Express – l’Impartial»: Détention Administrative – Injustement incarcérée à Hindelbank, une Neuchâteloise témoigne. Le terrifiant déchaînement de la machine administrative Déclenchant une vague d’incrédulité, puis un sentiment de stupéfaction sans précédent, le livre d’Ursula Biondi, «Geboren in Zurich» (éd. Cornelia Goethe, 2002), relate l’engrenage administratif qui, en 1967, a broyé cette jeune fille de 17 ans, coupable d’être enceinte d’un homme plus âgé. /cfa (zum Beitrag).
  • 31. August 2010: «Tele Top – Top Talk»: «Weggesperrt», Gäste: Ursula Biondi administrativ Versorgte, unschuldig weggesperrt. Dominique Strebel Autor vom Buch «Weggesperrt» (zum Film).
  • 4. September 2010: «Tagesanzeiger»: «Wir wurden weggesperrt» – Bis vor 30 Jahren wurden Jugendliche, die nicht spurten, wie Straftäter weggesperrt. Zum Beispiel ins Frauengefängnis Hindelbank. Dort findet in einer Woche ein Akt der «moralischen Wiedergutmachung» statt. Textausschnitt: Der Verdacht muss weg. Mit dem Treffen in Hindelbank kommt Ursula Biondi ihrem Ziel einen wichtigen Schritt näher. Sie hat eine «Anlaufstelle für administrativ versorgte Frauen und Männer 1942–1981» gegründet. Seit zehn Jahren kämpft sie dafür, dass «die Behörden hinstehen und sagen, dass es falsch gewesen sei, Menschen auf diese Art wegzusperren». Erst vor gut zwei Jahren fand sie im «Beobachter» öffentlich Gehör. Vom Anlass in Hindelbank erwartet Ursula Biondi nun eine «moralische Wiedergutmachung» (zum Beitrag).
  • 7. September 2010: «Zürcher Landzeitung»: «Nicht entschuldbare Willkür» – Administrativ versorgt: Politik sucht passende Worte für dunkles Kapitel der Sozialgeschichte. Der Schaden ist immens sagt Ursula Biondi: «Es war ein Brechen von Menschen nur dass sie sich anpassten» (zum Beitrag).
  • 7. September 2010: «SF1 – Club»: «Unschuldig weggesperrt, zwangssterilisiert, verdingt – kommt jetzt die Wiedergutmachung?»: Dieser «Club» war für Ursula Biondi die reinste Zitterpartie und ein Spiessrutenlauf und das drei Tage vor der geplanten bevorstehenden offiziellen Entschuldigung für die administrativ versorgten Menschen vor 1981 im Schloss Hindelbank (10.09.2010), für die eine offizielle Entschuldigung mit einer «Ent-Stigmatisierung» zwingend war! Die Filmsequenz von 1:37 min. zeigt auf, wie nah ihr diese ganze emotional geladene Debatte ging (zum Filmausschnitt). In der Fernsehsendung SF1 «Club» vom 07.09.2010 erklärt die Betroffene Ursula Biondi, dass nur eine offizielle Entschuldigung endlich das Stigma des «Knastis» von ihr nehmen könne: «Wir wurden damals für eine Lebensweise bestraft, die heute zur Freiheit eines jeden Bürgers gehört.» (ganzer Film).
  • 8. September 2010: Landesmuseum Zürich – Ursula Biondi «Ein ganzes Leben vor dem Trauma geflohen» Buchvernissage von «Weggesperrt» im Landesmuseum in Zürich mit Regierungsrat Notter
  • 9. September 2010: «Tele Züri» – Dana Gablinger's News Report: Ursula Biondi Administrative Versorgte in der Strafanstalt Hindelbank
  • 2010 – Investigativ: Im Frühling 2008 erschien im «Beobachter» ein Porträt über Ursula Biondi mit dem Aufruf, dass sich alle Männer und Frauen melden sollten, die ähnliches erlebt haben. Das «Recherchemittel» Aufruf war Gold wert (zum Beitrag).
  • 2010: «Beobachter-Forderungen»: Bereits vor der offiziellen Entschuldigung am 10. September 2010 der Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Namen des Bundesrates bei den administrativ versorgten Menschen vor 1981 hat der «Beobachter» ganz konkrete Forderungen erhoben (zum Beitrag).
  • 10. September 2010: «Polithink»: Eveline Widmer-Schlumpf in Hindelbank – Moralische Wiedergutmachung für die unschuldig Weggesperrten? ... Zögerliche Aufarbeitung der Geschichte – 2001 wurde vom Nationalrat eine Gesetzesvorlage ausgearbeitet, welche Zwangssterilisierte für das ihnen ergangene Unrecht entschädigen soll. Auf diese Vorlage wurde jedoch 2004 vom neugewählten Parlament auf Antrag des damaligen Justizministers Christoph Blocher nicht eingetreten. Auch die Aufarbeitung der Geschichte der Heim- und Verdingkinder wurde vom Parlament, mit der Begründung, dass «aus heutiger Sicht weder ein Bedarf noch eine hohe Dringlichkeit» bestehe und «kaum Ergebnisse erwartet werden, die für die heutige Praxis nutzbar wären.» (zum Beitrag).
  • 10. September 2010: «Tele Top – Top NEWS»: Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf entschuldigte sich im Namen des Bundesrates bei den administrativ versorgten Menschen vor 1981 im Rahmen einer Gedenk-Veranstaltung im Schloss Hindelbank. Auch der Zürcher Regierungspräsident Hans Hollenstein, der Berner Polizeidirektor Hans-Jürg Käser und der Aargauer Oberrichter Guido Marbet entschuldigten sich. Sie taten es im Namen der Kantone. Marbet ging gar einen Schritt weiter und verurteilte ausdrücklich die «willkürliche Versorgungspraxis» der damaligen Vormundschaftsbehörden, die «in moralischer Selbstherrlichkeit den ihnen übertragenen Fürsorgeauftrag aufs Schlimmste missachteten» (zum Film). Siehe ungekürzter Vortrag von Ursula Biondi für die Presse: zum Vortrag.
  • 10. September 2010: «SWI Swissinfo»: Emprisonnées sans procès ni recours: plus jamais! (zum Beitrag).
  • 10. September 2010: «NZZ»: «Wir bedauern es zutiefst» Gedenkanlass für Opfer von administrativer Versorgung – An einem Gedenkanlass haben Opfer einer administrativen Versorgung zum ersten Mal offizielle Entschuldigungen für das erlittene Unrecht erhalten. Drei Frauen schilderten in Hindelbank das von ihnen Erlebte mit bewegenden Worten. «Wir sind bis heute stigmatisiert. Es ist Zeit, dass Behördenvertreter offiziell sagen, dass dies nicht richtig war», forderte Ursula Müller-Biondi, die Vorkämpferin für eine Rehabilitation. Sie war massgeblich an der Entstehung des Buches «Weggesperrt» beteiligt, das am Mittwoch vorgestellt worden ist. (NZZ 10. 9. 10) (zum Beitrag).
  • 10. September 2010: «SWI Swissinfo»: The trauma of Switzerland's morality detentions – Justice Minister Eveline Widmer-Schlumpf meets former Hindelbank victim Ursula Müller-Biondi (zum Beitrag).

Zusammenfassend

Mit der langjährigen Vorarbeit von Ursula Biondi seit anfangs 2000, die mit einem aus heutiger Sicht historischen Brief vom 10. Januar 2001 an Frau Marianne Heimoz, die damalige Direktorin der Frauenstrafanstalt Hindelbank, anfing und Jahre später mit der Veröffentlichung ihres Jugendschicksals im Beobachter im März 2008 sowie einem Aufruf an andere Betroffene, sich zu melden, fortfuhr, entstand die Anlaufstelle «Administrativ-Versorgte vor 1981».

Zu dieser Zeit kamen dank des Beobachter-Aufrufs immer mehr Betroffene dazu, die den Mut fanden und bereit waren, mitzukämpfen, indem sie ihre Erlebnisse in den Medien preisgaben, was für viele wiederum gar nicht einfach war.

Am 10. September 2010 entschuldigte sich Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Namen des Bundes bei ehemals administrativ Versorgten vor 1981 im Schloss Hindelbank. Diese offizielle Entschuldigung war der politische Anstoss für alle weiteren Massnahmen. Damit ist ein Prozess in Gang gekommen, in dem dieses dunkle Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte aufgearbeitet wurde bzw. nach wie vor wird.

Am 14. September 2010, nur 4 Tage nach der offiziellen Entschuldigung, wird Ursula Biondi Mitgründerin der «IG-A-V 1942-1981» mit dem Ziel, durch eine parlamentarische Initiative ein Gesetz zur Rehabilitierung der «A-V 1942-1981» zu erreichen.

Am 20. September 2011 nimmt Ursula Biondi an der Gründung der «Parlamentarischen Gruppe Fürsorgerische Zwangsmassnahmen» als externes Mitglied teil, in der sie sich als Vertreterin von Betroffenenvereinen einsetzt.

Am 1. Oktober 2011 wird die IG durch den «Verein RAVIA 1942-1983» abgelöst, in dem Ursula Biondi mit anderen Betroffenen Mitgründerin und etwas später auch Präsidentin des Vereins RAVIA* wird. Im Gegensatz zur IG war die Vereinsgründung unabdingbar zur Wahrnehmung deren Chancen mit einer Klage vor dem europäischen Gerichtshof in Strassburg für den Fall, dass alle Stricke reissen sollten.
* (Rehabilitierung der administrativ Versorgten – Réhabilitation des internés administratifs)

Am 11. April 2013 entschuldigt sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga bei allen Opfern fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und beruft dazu einen runden Tisch mit Behörden- und Betroffenenvertretern ein, an dem Ursula Biondi sich für die administrativ versorgten Menschen vor 1981 einsetzt. 

Im Jahr 2014 tritt das Bundesgesetz über die Rehabilitierung der administrativ versorgten Menschen bis 1981 in Kraft, d.h. der Verein RAVIA hat im Jahr 2014 die gesetzliche Rehabilitation der administrativ versorgten Menschen vor 1981 erreicht. Kurz danach wirkt Ursula Biondi im selben Jahr als Mitinitiantin der Wiedergutmachungsinitiative von Guido Fluri und unermüdliche Sammlerin von Unterschriften in der Deutsch- wie auch in der Westschweiz mit. Sie ist vor allem auch Zeitzeugin, die an Schulen und Universitäten usw. (D/F/E) auf die Thematik dieses dunklen Kapitels Schweizer Sozialgeschichte und auf die Wichtigkeit der Menschenrechte der EMRK 1981 hinweist.

Der Bundesrat hat am 5. November 2014 eine unabhängige Expertenkommission (UEK) eingesetzt. Sie untersucht das Thema der administrativen Versorgungen und anderer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen in der Schweiz bis 1981. Die UEK besteht aus einer Expertenkommission und einem interdisziplinären Forschungsteam. Ende 2019 präsentiert die UEK die Forschungsergebnisse und Empfehlungen.

Am 21. Februar 2016 ist im Schweizer Fernsehen zu bester Sendezeit der in Solothurn preisgekrönte Film «Lina» (Regie: Michael Schaerer, Drehbuch: Jan Poldervaart) zu sehen, der das Schicksal einer «rebellischen» Jugendlichen aus den Sechzigerjahren zeigt. «Linas» Schicksal erlebten Tausende – Mittels «administrativer Versorgung» wurden in der Schweiz jahrzehntelang Jugendliche in Heime und Gefängnisse gesperrt. Der Film «Lina» widmet sich diesem unrühmlichen Stück Schweizer Geschichte und weckt Emotionen. Die Betroffenen machen deutlich: Das Thema ist noch lange nicht abgeschlossen (zum Bericht).

Am 27. November 2016 beschliessen Bund und Parlament, dass Betroffene einen Solidaritätsbeitrag bis zu 25'000 Franken für das begangene Unrecht erhalten.

Am 2. September 2019 überreicht die UEK dem Bundesrat ihren Schlussbericht* und ihre Empfehlungen und veröffentlicht diese.

*Unabhängige Expertenkommission zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der administrativen Versorgungen. Zu der Webseite Schlussbericht: Vol. 10 A | Organisierte Willkür – Administrative Versorgungen in der Schweiz 1930–1981. Versorgungen in der Schweiz 1930–1981: Alle Forschungsresultate der UEK (10 Bücher)

So ist Ursula Biondi u.a. nicht nur Projektleiterin, Betroffenenbegleiterin, Sterbebegleiterin, Mitgründerin und etwas später auch Präsidentin des Vereins RAVIA, sondern auch externes Mitglied der «Parlamentarischen Gruppe Fürsorgerische Zwangsmassnahmen» und auch Teilnehmerin am von Frau BR Simonetta Sommaruga eingerichteten Runden Tisch (RT), und schliesslich Mitglied des Komitees der Wiedergutmachungs-Initiative, in denen sie sich für die administrativ versorgten Menschen und im allgemeinen für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen einsetzt. Bis heute kämpft sie ununterbrochen für Gerechtigkeit.

Schlussfolgerung

Im Bericht und Massnahmenvorschläge des Runden Tisches von 2013 und den UEK Berichten geht ganz klar hervor, dass die offizielle Entschuldigung durch die damalige Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf vom 10. September 2010 im Schloss Hindelbank den entscheidenden politischen Durchbruch für die weitere soziale Aufklärung dieses dunklen Kapitels der Schweizer Sozialgeschichte bedeutete und wie diese offizielle Entschuldigung zustande gekommen ist (zum Beitrag).

Textauszug: Vol. 1 der UEK

Gesichter der administrativen Versorgung wurde auf Seite 90 folgendes festgehalten: Vol. 1 der UEK «Gesichter der administrativen Versorgung». Wichtig war auch, dass Kurt Aeschbacher Ursula Biondi am 23. Oktober 2008 in seine Fernsehsendung einlud. Andere Betroffene meldeten sich bei ihr. Aus diesem Personenkreis, von denen Dominique Strebel einige in seinem 2010 erschienenen Buch «Weggesperrt – Warum Tausende in der Schweiz unschuldig hinter Gittern sassen» porträtierte, scharte sie Mitbetroffene um sich, die sich vorerst in einer Interessengemeinschaft, später im Verein RAVIA organisierten. Dass dieser Verein im Jahr 2014 tatsächlich die gesetzliche Rehabilitation der administrativ Internierten erreicht hat, ist eine jener gesellschaftspolitischen Wendungen, die von der historischen Bedeutung der Handlungen Einzelner oder kleiner Gruppen zeugen, davon, dass, in seltenen Fällen, auch solche, die nicht vernetzt in Machtzentren agieren, Machtzentren von aussen her, als Aussenseiter, zu beeinflussen vermögen. Diese spezielle Erfolgsgeschichte erzählt Ursula Biondi im lebensgeschichtlichen Interview, das sie der UEK gab. Die dokumentarischen Belege – Briefe, Mails, Telefon- und Aktennotizen, Sitzungsprotokolle usw. – übergab sie in mehreren Ordnern ebenfalls der UEK. So ist dieser unwahrscheinliche, aber reale Vorgang gut belegt.

Weitere Infos von Ursula Biondi von 2000 bis heute in chronologischer Reihenfolge finden sie hier:

Öffentliche Auftritte

«Ein grosser DANK geht an all die Menschen, die mir während meines jahrelangen harten Kampfes für Gerechtigkeit immer das Gefühl gegeben haben, ich sei auf dem richtigen Weg!»
Ursula Biondi