ORF SOUND: Ö1 Journal-Panorama – Zwangsarbeiterinnen in der Schweiz – Wir schauen heute in die Schweiz und auf ein dunkles Kapitel in der jüngeren Vergangenheit der Eidgenossenschaft. Unsere Schweizer Korrespondentin Marion Flatz-Mäser hatte die Gelegenheit, mit Frauen zu sprechen, die einst gegen ihren Willen festgehalten und zu Arbeit gezwungen worden sind. Es ging um Mädchen und junge Frauen, die, oft wegen läppischer Vorwürfe, etwa wegen sogenannten liederlichen Lebenswandels, aus ihren Familien genommen und „administrativ versorgt“ wurden – so nannte man das in den 60er und 70er Jahren. Die meisten dieser tausenden jungen Frauen stammten aus schlechten sozialen Verhältnissen. Sie wurden in Heimen oder geschlossenen Anstalten untergebracht und als billige Arbeitskräfte für die Textil- und Uhrenindustrie eingesetzt, bis zur Volljährigkeit. Die entsprechenden Gesetze wurden erst 1981 abgeschafft.  – Beitrag anhören

RTS.CH(mise-au point) – 10. September 2010: Ein historischer Meilenstein der Schweizer Sozialgeschichte – Der Gedenkanlass im Schloss Hindelbank jährt sich heute zum 13. Mal. Am 10. September 2010 entschuldigte sich Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Namen des Bundes bei ehemals administrativ versorgten Menschen vor 1981 im Schloss Hindelbank. Bis 1981 wurden Jugendliche in Heime oder Gefängnisse weggesperrt, ohne straffällig geworden zu sein. Die Jugendlichen konnten keine richterliche Überprüfung der Anordnungen der Vormundschaftsbehörden verlangen. Diese Entschuldigung von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf war der Anstoss für alle weiteren Massnahmen. Damit ist ein Prozess in Gang gekommen, in dem dieses dunkle Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte aufgearbeitet wurde bzw. nach wie vor aufgearbeitet wird. 

LOLY – versorgt, verdingt, vergessen - Administrative Versorgung in der Schweiz. Die administrative Versorgung ist ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Schweiz. Nun hat der Kanton Bern das Projekt «Zeder» gegen das Vergessen mit Ursula Biondi lanciert.

SUEDDEUTSCHE.DEDas Politische Buch: Leidgenossinnen: Yves Demuths Buch über Zwangsarbeit in der Schweiz – Die meisten Schweizerinnen und Schweizer würden es sich wohl verbitten, mit der DDR verglichen zu werden. Die DDR, das war eine Diktatur, noch dazu sozialistisch. Im Gegensatz dazu die Schweiz: die Demokratie schlechthin in Europa, außerdem wirtschaftsliberal und stets darauf bedacht, die Bürger möglichst vor staatlichen Eingriffen zu schützen. Und doch gibt es eine überraschende Parallele... Vergessen haben die Frauen die Jahre in den Fabrikheimen natürlich bis heute nicht. Ursula Biondi, heute 73 Jahre alt, gehört zu jenen Betroffenen, die so lange gekämpft haben, bis der Staat das an ihnen begangene Unrecht 2010 endlich als solches anerkannte.

Guido Fluri StiftungGrösste Zusammenkunft: Über 600 Verding- und Heimkinder aus der ganzen Schweiz vernetzen sich. Am Samstagmorgen haben sich in Langenthal über 600 ehemalige Verdingkinder und andere Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen getroffen. Sie sind die letzten Zeitzeug:innen, welche das dunkle Kapitel Schweizer Sozialgeschichte erlebt haben. Ihr Ziel ist die Vernetzung über alle Sprachgrenzen hinweg. Die Aufarbeitung in der Schweiz, welche die Überlebenden erkämpft hatten, ist inzwischen zu einem Vorbild in Europa geworden. So orientiert sich auch eine Motion im Europarat an der Schweizer Lösung. Bei der historischen Zusammenkunft in Langenthal mit dabei waren nebst Guido Fluri, dem Urheber der Wiedergutmachungsinitiative, die Sängerin Francine Jordi sowie die Film- und Theaterschauspielerin Heidi Maria Glössner.

JOURNAL-B.CH –  Vorbei ist nicht vorbei. «Zeichen der Erinnerung» (ZEDER) heisst das Projekt des Kantons Bern, bei dem erinnert werden soll an die Zeit der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981. Das Berner «Zeichen der Erinnerung» läuft seit zwei Wochen. 166 Gemeinden machen mit, darunter auch die Stadt Bern. Auf dem Bahnhofsplatz und rund um das Kornhaus regt eine Plakatausstellung zum Stehenbleiben und Nachdenken an. Beim Berner ‘Zeichen der Erinnerung’ sind 166 Gemeinden dabei. Mit diesen erreichen wir 75% der Berner Bevölkerung sehr direkt. Und während wir hier versammelt sind, sind an gegen 100 Orten im ganzen Kanton Vorbereitungen im Gange, um heute Abend ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.» Christine Häsler: «Liebe Ursula Biondi, chère Liselotte Gerber, lieber Heinz Kräuchi, lieber Alfred Ryter, lieber Christian Studer, liebe Uschi Waser
Ich freue mich, Sie alle persönlich zu treffen. Ihnen allen, Ihrer Kraft, Ihrem Mut und Ihrer Bereitschaft zu sprechen, verdanken wir, dass die Geschichten der Verdingkinder und der Opfer von administrativer Willkür nicht vergessen gehen. Diese Geschichten all jener vielen Kinder und Erwachsenen, denen die Behörden Unrecht getan und unendliches Leid zugefügt haben, sie zerreissen uns das Herz.
Ein Reissnagel, gestaltet vom Grafiker Claude Kuhn, symbolisiert das Projekt: Es soll haften bleiben, es sticht und schmerzt. 

KATHBERN.CH – «Ein Weckruf an die heutige Gesellschaft» – «Zeichen der Erinnerung», kurz: «Zeder», heisst die Kampagne des Kantons Bern, welche bis am 24. Juni an die Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen erinnert. Den Auftakt machten die Plakatausstellung und Gedenkfeier am 25. Mai im Schloss Köniz. Ob sie ihren Peinigern aus der heutigen zeitlichen Distanz vergeben können? Ursula Biondi, Ursula Waser und Alfred Ryter, die an diesem sonnigen Nachmittag im Schloss Köniz auftreten, wurden als Kinder ihren Familien entrissen und bei Pflegefamilien «fremdplatziert» oder unter dem Vorwand von «fürsorgerischen Zwangsmassnahmen» in Anstalten gesteckt. 

Ein wichtiger Tag: Am 25. Mai 2023 startet das Berner «Zeichen der Erinnerung» mit dem Eröffnungsanlass im Schloss Köniz.  Das Berner «Zeichen der Erinnerung» erinnert an die Zeit der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981. Der Kanton Bern setzt ein Zeichen. Es ist ein Zeichen der Anteilnahme, ein Zeichen der Erinnerung. Er folgt damit einer Aufforderung des Bundesrats, der im Bundesgesetz zur Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 AFZFG von den Kantonen derartiges Zeichen erwartet.

DERBUND.CH – Fürsorgerische Zwangsmassnahmen – Kanton Bern erinnert an düsteres Kapitel seiner Geschichte – «Zeichen der Erinnerung» soll das Schicksal von Opfern von Zwangsmassnahmen sichtbar machen. Eröffnung der Ausstellung war am Donnerstag im Schloss Köniz. Podiumsdiskussion am Eröffnungsanlass: Projektleiter Urs Rietmann (stehend) im Gespräch mit den Betroffenen Heinz Kräuchi, Christian Studer, Ursula Waser, Ursula Biondi und Fred Ryter. 

Medienmitteilung der Staatskanzlei und Erklärvideo – Ein Zeichen gegen das Vergessen – Der Kanton Bern erinnert an die Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Gesellschaft und Politik in der Verantwortung. Die Praxis der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen im 19. und 20. Jahrhundert ist ein dunkles Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte. In enger Zusammenarbeit mit Gemeinden, Schulbehörden, kirchlichen Organisationen und im Dialog mit Betroffenen und Opfern blickt der Kanton Bern auf diese Zeit zurück und setzt ein «Zeichen der Erinnerung».
Zum Erklärvideo

ZUZWIL-BE – Das Berner «Zeichen der Erinnerung» (ZEDER) – Textausschnitte: Mehr als 2000 Heim- und Verdingkinder, administrativ Versorgte, Zwangssterilisierte, Zwangsadoptierte, Psychiatrieopfer und Kinder von Fahrenden leben allein im Kanton Bern noch heute. Zehntausende, deren Schicksal in keiner Chronik, deren Leiden in keinem Lebenslauf Erwähnung fand und findet, sind bereits tot. Die schiere Menge an Betroffenen macht deutlich: Die Praxis der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen im 19. und 20. Jahrhundert ist ein ausgesprochen dunkles Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte. – Es ist dem unablässigen Engagement einer ganzen Reihe von Opfern zu verdanken, dass in den letzten 25 Jahren dieses dunkle Kapitel Schweizer Geschichte ans Licht geholt wurde. Es waren mutige und entschlossene Persönlichkeiten, welche ihre Geschichte öffentlich machten, um Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Solidarität einzufordern. Fünf von Ihnen, es sind dies Ursula Biondi, Uschi Waser, Hene Kräuchi, Fred Ryter und Christian Studer, arbeiten beim Berner ‘Zeichen der Erinnerung’ als Expertinnen und Experten in einem Projektbeirat mit.

 PHBern: Seminar – «Politische Bildung: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen in der Schweiz»
Das Zeichen der Erinnerung der Studierenden

Buchtipp: Schweizer Zwangsarbeiterinnen – Von Yves Demuth
Die erschütternde Beobachter-Serie jetzt als Buch
Ein düsteres Kapitel Schweizer Geschichte, vom Beobachter-Journalisten Yves Demuth aufgedeckt: Zwangsarbeit. Das Schweizer Sozialsystem belieferte über Jahrzehnte den Waffenhändler Emil Bührle und andere Industrielle mit jungen Frauen, die in deren Fabriken schuften mussten. Hunderte junge Frauen, die unter Zwang für Emil Bührle und andere Industrielle arbeiten mussten: Beobachter-Journalist Yves Demuth deckt in diesem Buch ein vergessenes Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte auf – Zwangsarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis Mitte der 1970er- Jahre mussten Teenagerinnen ohne jede rechtliche Grundlage in Schweizer Fabriken arbeiten, ohne je dafür entschädigt zu werden. Betroffene Frauen brechen nun ihr Schweigen und erzählen, was ihnen das Schweizer Sozialsystem angetan hat. Für seine Recherche über Zwangsarbeit wurde Yves Demuth mit dem Zürcher Journalistenpreis und dem Prix Transparence ausgezeichnet. 

Gespräch: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen in der Schweiz – GBSL Biel | Klasse 25t – FMS 1 | Fach Geschichte Gespräch mit Dr. h.c. Ursula Biondi über ihre Erfahrungen als Betroffene von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen

ETH Zürich ETHeritage: Einblicke in die Mutter-Kind-Abteilung des Frauengefängnis Hindelbank im Jahre 1966 – Hierzu ein Textausschnitt: Beispielhaft dafür gibt die Reportage von 1966 einen flüchtigen Einblick in den Alltag von Müttern, Kindern und Pflegerinnen, in die Gefängnisarchitektur und über Kleider- und Essgewohnheiten. Themen, welche in der Forschung zur administrativen Zwangsversorgung bisher meist nur gestreift wurden. In die persönlichen Schicksale geben sie im Gegenzug keinen Einblick. Dazu braucht es die Stimmen von Frauen wie Ursula Biondi oder Madeleine Ischer, die bereit sind, ihre eigene Geschichte preiszugeben.