WOZ.CH – Licht ins Dunkel – «Unsere Seelen sind ein Minenfeld», sagt Ursula Biondi, die mit siebzehn Jahren einst im Gefängnis landete, weil sie schwanger war. «Administrative Versorgung» hiess das im Behördensprech, ein Wort, mit dem brutale amtliche Willkür bürokratisch kaschiert wurde. Wer einen «falschen» Lebenswandel pflegte, konnte bis 1981 ohne richterlichen Beschluss interniert werden: in Heimen, Strafanstalten oder in der Psychiatrie. Das Theater St. Gallen will nun das Schicksal von Betroffenen «exemplarisch und hautnah» auf die Bühne bringen, für den Titel des Projekts hat Biondi das Stichwort geliefert: «Verminte Seelen» heisst das Stück über dieses dunkle Kapitel Schweizer Sozialgeschichte, Regie führt Barbara-David Brüesch. 

BLICK.CH – Alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf kämpft für die Opfer – «Wer in Hindelbank war, hatte keine Chance mehr im Leben» – Eveline Widmer-Schlumpf bat als Erste im Namen des Bundes die Opfer um Entschuldigung. Vor neun Jahren stand sie in Hindelbank öffentlich hin und entschuldigte sich für die Taten der Schweiz… Lange blieb dieser Teil im Dunkeln. Seit wann wissen Sie davon? In den 90er-Jahren war ich Mitglied einer Amtsvormundschaft. Dort kam ich erstmals mit dem Thema Verdingkinder in Kontakt. Schon damals beschäftigte mich dieses Thema. Zu der Zeit erfuhr ich, dass bis ins Jahr 1981 immer wieder schwer Erziehbare und Jugendliche, denen Liederlichkeit und Arbeitsscheue vorgeworfen wurde, in Strafanstalten gebracht wurden. Intensiv mit dem Thema beschäftigt habe ich mich ab 2008 nach Berichten im «Beobachter» sowie der Biografie von Ursula Biondi, einer Betroffenen. Aber eigentlich hätte ich schon viel früher davon erfahren sollen. – Alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) machte im September 2010 den ersten Schritt zur Wiedergutmachung und entschuldigte sich für das Leid an staatlich versorgten und entmündigten Personen. Vor ihr sträubten sich Bundes- und Kantonsregierungen lange dagegen.

BLICK.CHAdministrative Versorgung – jetzt gibt es Opferzahlen – Bis spät ins letzte Jahrhundert hinein sperrte der Staat unschuldige junge Menschen weg. Jetzt weiss man: Es waren Zehntausende! Genugtuung für Betroffene – Für die Aktivistin Ursula Biondi (69), die als 17-Jährige selbst unschuldig für ein Jahr ins Frauengefängnis Hindelbank eingewiesen wurde, ist die Aufarbeitung eine Genugtuung. «Jetzt kann niemand mehr leugnen, dass der Staat im grossen Stil aus Zigtausenden von jungen Menschen seelische Krüppel machte.» Biondis einziges «Vergehen»: Sie wurde schwanger, ohne verheiratet zu sein. Das war damals eine Schande. Mit ihrem langjährigen Kampf trug sie später dazu bei, dass 2014 das Bundesgesetz zur Rehabilitierung entstand.

Amnesty International Schweiz – Über Grundrechte reden – Diskussionen im World Café und bei einer praktischen Übung – Die regen Diskussionen in zwei Runden und in verschiedenen personellen Zusammensetzungen zeigten: Es ist wichtig, Grundrechtsverletzungen von früher und von heute bekannt zu machen. Personen, die von Berufs wegen an besonders exponierten Stellen tätig sind, sollten besonders geschult werden. Zugleich sind alle angesprochen, Zivilcourage zu zeigen und sich kritisch zu äussern, sei das im Alltag oder bei politischen Prozessen. Die Gesprächsteilnehmenden identifizierten in der Gegenwart wehrlose Personen oder Menschen, die keine Kraft oder Möglichkeiten haben, sich Gehör zu verschaffen, als besonders gefährdet dafür, dass ihre Grundrechte verletzt werden. Deshalb halten sie – insbesondere aber die von administrativen Versorgungen betroffenen Personen – die Aufklärungs- und Bildungsarbeit für so wichtig. Zum Abschluss waren die Teilnehmenden dazu angehalten, in einer praktischen Übung unter Leitung von Benjamin Veress von Amnesty International Schweiz über Ungleichheiten in der Gesellschaft zu reflektieren und sich der Verantwortung von Schulen, NGOs und Einzelpersonen bewusst zu werden, Fragen aufzuwerfen. 

Vortrag: UEK – «Die administrative Versorgung von Frauen»
Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch (25.04.2019): «Frauen lebten in den Anstalten lange unter prekären Verhältnissen»
Bericht in der Wochenzeitung

SRF Schweizer Film «LINA»: Im Kino Rätia in Thusis.  Die UEK zeigte den Spielfilm «Lina», der Elemente einer wahren Lebensgeschichte aufnimmt und am Beispiel einer jungen Frau aufzeigt, was eine administrative Versorgung für sie bedeutet. UEK-Mitglied Thomas Huonker debattierte anschliessend mit dem Publikum. In seiner Einführung zum Film wies Thomas Huonker darauf hin, dass die Lebensgeschichte von Ursula Biondi dem Film als Modell diente. Als Ursula Biondi mit 17 Jahren schwanger war, wurde sie zur «Nacherziehung» in die Strafanstalt Hindelbank versorgt. Dort fristeten administrativ eingewiesene Frauen zusammen mit gerichtlich verurteilten Straftäterinnen ihren Alltag. Ursula Biondis Mutter musste den Aufenthalt im Gefängnis bezahlen. Als man die junge Frau zwingen wollte, ihr Kind zur Adoption freizugeben, wehrte sich Ursula Biondi vehement und konnte sich diesem Los widersetzen. 

Ursula Biondis Kampf um Rehabilitation – Dutzende dieser Schicksale holt der jetzt erschienene erste Band Gesichter der administrativen Versorgung ans Tageslicht. Zu ihnen gehört Ursula Biondi, die eine entscheidende Rolle für die späte Rehabilitation der Opfer gespielt hat.

Rede: Journal B – «Der lange Weg zur gleichen Augenhöhe» – Mit 17 sass Ursula Biondi als administrative Versorgte im Frauengefängnis Hindelbank. Jahrzehnte später wurde sie zur Vorkämpferin der administrativ Versorgten. Hier ist ihre Rede zur Eröffnung des Aufarbeitungsjahrs 2019.

Discours Témoin de l’époque, Dr. h.c. Ursula Biondi
Contemporary Eye-Witness, Talk by Dr. h.c. Ursula Biondi​​​​​​​

Communiqué de presse: Marianne Steiner – En septembre 2009 j’ai regardé « mise au point » avec Madame Corine Portier qui interviewait Madame Ursula Biondi sur l’internement administratif. Et j’ai tout de suite pris contact pour adhérer à Ce combat. Tous mes remerciements à Madame Ursula Biondi initiatrice et présidente de l’association « RAVIA » pour la réhabilitation des internés Administratifs, qui est à l’origine de ce lourd combat depuis l’année 2000. Le Beobachter depuis 2008 ainsi que les personnes concernées. Tout cela pour arriver à la première réhabilitation officielle faite le 10 septembre 2010 par la Conseillère Fédérale de l’époque, Madame Eveline Widmer-Schlumpf, au château d’Hindelbank.

ZHAW Soziale Arbeit - Lebensverläufe nach Heimerziehung im Kanton Zürich (1950-1990).
Dankesbrief

SKF.CH – Schweizerischer Katholischer Frauenbund sagt Nein zur Selbstbestimmungsinitiative – Angriff auf unsere Freiheitsrechte. Seite 11: Ursula Biondi landete mit 17 im Gefängnis, nur weil sie schwanger war. Heute ist das nicht mehr möglich, dank der Europäischen Menschenrechtskonvention. Das ist eines von vielen Beispielen, wie internationale Gesetze unsere Rechte stärken. Deshalb ist der Verbandsvorstand des SKF gegen die Selbstbestimmungsinitiative, über die wir am 25. November abstimmen.

Zürichsee-ZeitungWeggesperrt aus moralischen Gründen – Am Dienstag erzählte Ursula Biondi vom Unrecht, das Behörden ihr und Tausenden anderen angetan hatten. Erst 1981 passte die Schweiz ihre Gesetze der Europäischen Menschenrechtskonvention an und verbot diese Praxis. – ZUR PERSON: Ursula Biondi initiierte 2008 eine Anlaufstelle für «administrativ Versorgte» und setzt sich seit 2010 als Mitbegründerin der IG Administrativ Versorgte (später Verein Ravia) für deren Rehabilitierung ein. Mit Erfolg: 2010 entschuldigt sich er Bundesrat ein erstes Mal offiziell für das begangene Unrecht. 2016 beschloss der Bund, Betroffene von Fürsorgerischen Zwangsmassnahmen zu entschädigen. Über 9000 meldeten sich. Historiker schätzen die Zahl der Betroffenen jedoch auf 12 000 bis 15 000. Für ihren Einsatz erhielt Ursula Biondi mehrere Auszeichnungen.

Ausstellung: Bibliothek Ebikon – Meine Geschichte, mein Recht! Bewegende Geschichten aus der Schweiz – Ausstellung zum Thema Menschenrechte in der Schweiz - Einladung zur Vernissage 19.30 Uhr in der mit einem Referat von Ursula Biondi (Portraitierte)

BIRSFAELDER.LI Die Europäische Menschenrechtskonvention, Teil 4: Zu Unrecht weggesperrt! – »Die Zeit in Hindelbank hat tiefe seelische Wunden und eine jahrzehntelange Stigmatisierung hinterlassen. Sie nahmen mir mein Kind und meine Würde weg. Zehntausende von Menschen wurden so vom Staat gebrochen.« 

Gespräch: Kunstmuseum Basel
Neubau, Eventfoyer - Gesprächsrunde: Criss Cross «Eine andere Schweiz» (Loosli) Gedanken zur administrativen Verwahrung 1981 von Dr. h. c. Ursula Biondi