«Die Schuld liegt bei den Behörden»
Angst,

Scham, aber auch Unkenntnis halten viele Opfer von Zwangsmassnahmen davon ab, ihre

Ansprüche auf Solidaritätsbeiträge geltend zu machen. Ein Initiativkomitee ermuntert

Angehörige, auf Betroffene zuzugehen.

TeleBärn: Unterstützung für Verdingkinder - Viele

Betroffene wissen gar nicht, dass sie das Anrecht auf eine Entschädigung hätten.

Deshalb wird in Altersheimen nun aktiv darüber informiert.

Enfants placés: dernier délai pour demander

réparation

REF.CH – «Die Kinder waren Menschen zweiter

Klasse»
Können Sie Zahlen zu den Missbräuchen nennen? Zur Person

Simon Hofstetter ist Theologe, Mitherausgeber des Buches «Heim- und Verdingkinder»

und Beauftragter für Recht und Gesellschaft beim Schweizerischen Evangelischen

Kirchenbund. Für Zahlen ist es zu früh. Man scheitert sogar daran zu sagen, wie

viele Kinder in diesen Heimen waren. Grob waren es rund tausend Heime aus

reformierten Kreisen.

Heiden entschädigt Verdingkinder
Fremdplatzierung,

Zwangsmassnahmen und Medikamentenversuche. Es ist ein düsteres Kapitel in der

Schweizer Geschichte. Bis zum Jahr 1981 mussten zehntausende Kinder, Jugendliche und

auch Erwachsene in der Schweiz grosses Leid ertragen. Sie wurden in Heimen

untergebracht und gewerblichen oder landwirtschaftlichen Betrieben zugewiesen. Man

steckte sie sogar in Strafanstalten und geschlossene Einrichtungen.

Neue Publikation zur reformierten Beteiligung in der Heim- und

Verdingkinderpraxis

 

WIEDERGUTMACHUNG ⋅ Nach einem halben Jahr haben sich lediglich

3550 ehemalige Verding- und Heimkinder beim Bund für einen Solidaritätsbeitrag

gemeldet. Die Behörden verstärken nun die Informationskampagne.
zum

Beitrag


Historiker Thomas Huonker: Das Parlament hat einerseits beschlossen, 300 Millionen zur

Verfügung zu stellen. Andererseits hat es leider auch beschlossen, eine Obergrenze von Fr.

25'000.- pro überlebendes Opfer festzulegen. Aus vielerlei Gründen, (der Hauptgrund ist aber,

dass dieses Angebot seitens der Verursacher der Leiden an die Opfer erst so spät kommt, 36 Jahre

nach 1981, erst nach vielen Anstrengungen der Betroffenen), haben bislang erst rund 3500 Opfer

ihr Gesuch (für viele war es das zweite Gesuch, das sie einreichen mussten) mit den Angaben über

ihre Demütigungen und Leiden abgeschickt.

 

Es ist meiner Meinung nach unumgänglich für eine nicht wiederum demütigende Bereinigung, dass der

gesprochene Betrag von 300 Millionen, der selber schon heruntergehandelt wurde, vollumfänglich

ausbezahlt wird. Dazu braucht es einzig ein Einsehen und die notwendige Flexibilität der

Mehrheit der Schweizer ParlamentarierIinnen, die sich ja inzwischen über die Leiden der

ehemaligen Verdingkinder und Pflegekinder, der Heimkinder, der Anstaltszöglinge, der

administrativ Versorgten, der Opfer von Eheverboten und Zwangssterilisationen, der Mütter, deren

Kinder fremdplatziert oder unter Zwang zur Adoption freigegeben wurden, kundig gemacht

haben.

 

Am Geld fehlt es dem Bund zur Zeit wahrlich nicht, das war immer eine faule Ausrede. Ich hoffe

sehr, dass diese nötige Anpassung rechtzeitig erfolgt und dass die gesprochene Summe, unter

Beseitigung der unangemessenen Obergrenze, vollumfänglich den noch lebenden Opfern zukommt.

 

Die gestohlene Kindheit der "Fabriklerkinder"

Gedenktafel erinnert an Kinderleid - Ganz wesentlich und mit aller Kraft

vorangetrieben hat die Ausführung und Platzierung der Gedenktafel am Gebäude der ehemaligen

Knabenerziehungsanstalt Sonnenberg LU Armin Meier aus Zürich Schwamendingen, Vizepräsident des Vereins

Fremdplatziert, der selber unter dem brutalen Regime des Leiters dieser Institution aufwachsen musste,

weil er ein uneheliches Kind war, das die Behörden an den billigsten Platz verfrachteten. - Respekt

und Dank für Armin Meier!

Ausbruch aus der Angst

«Verdingkinder reden»: 150'000 Besucher

„Wir bedauern es zutiefst« Zur Erinnerung: Am 10. September 2010 hat sich

Bundesrätin Eveline Widmer Schlumpf bei den Opfern der so genannten „Administrativ-Versorgten«

entschuldigt. Als Jugendliche waren sie ohne Gerichtsentscheid und ohne die Möglichkeit einer Anhörung

zur ‹Erziehung› in eine Strafanstalt eingesperrt worden. Dies war der grosse Durchbruch für alle

weiteren Schritte! - Die Vergangenheit darf sich nicht wiederholen. Wir sind verpflichtet, auch heute

genau hinzuschauen.

Meine Geschichte, mein Recht – bewegende Geschichten aus der Schweiz
Von:

Hans Speck - Kaum fünf Wochen nach Öffnung der Tür zum neuen Anna-Göldi-Museum im Hänggiturm in Ennenda

wurde eine erste, spektakuläre Sonderausstellung unter dem Titel «Meine Geschichte – mein Recht»

eröffnet. Es sind Porträts von neun Menschen, jeder mit seiner eigenen Geschichte. Im Mittelpunkt steht

die Frage zur Bedeutung der Menschenrechte. Viele der Ausstellungsbesucher zeigten sich vom Gesehenen

und Gehörtem tief beeindruckt. Die nachfolgende, engagiert geführte Diskussion hat bewiesen, dass dieses

Thema heute die Menschen buchstäblich unter ihren Nägeln brennt.

Nur wenige Opfer haben sich gemeldet.