Rechtskommission sagt Ja zum Gegenvorschlag
Das Initiativekomitee der Wiedergutmachungsinitiative begrüsst die Tatsache, dass sich eine Mehrheit der Rechtskommission des Nationalrates für eine umfassende Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen ausspricht. Nun ist das Parlament gefordert, mit einem Gegenvorschlag eine rasche und gerechte Lösung zu ermöglichen. Diese muss nebst der wissenschaftlichen Aufarbeitung zwingend auch substantielle Leistungen für die Tausenden von Opfern beinhalten.

 

Versorgt und fürs Leben gezeichnet
Im Studio erzählt Ursula Biondi ihre Geschichte. Die Zürcherin wurde 1967 für über ein Jahr in die Frauenhaftanstalt Hindelbank eingesperrt.

Sie war damals 17 Jahre alt und im fünften Monat schwanger. Im Jahr 2002 schrieb sie in einem Buch, was sie erlebte und wurde so zur Vorkämpferin für die «Wiedergutmachung».

«Seit 1860 setzten sogenannte Versorgungsgesetze die Grundrechte ausser Kraft. Dabei wurde gezielt die Unterschicht ins Visier genommen», erzählt Studiogast Thomas Huonker.

 

«Man kann das Erlebte nicht ungeschehen machen»

 

Moralische Schuld und die Kunst des Verzeihens
Menschen bitten für Vieles um Verzeihung: für die Verspätung, für ein grobes Wort, für einen Fehltritt. Doch lässt sich auch massives Unrecht verzeihen?

 

Spielfilm "LINA" Sonntag, 21. Februar 2016, 20:05 Uhr, SRF1
Tausende von Zwangsadoptionen, Zwangsabtreibungen, Zwangssterilisationen und Zwangskastrationen begleiten dieses dunkle Kapitel Schweizer Geschichte. Der SRF-Spielfilm «Lina» widmet sich diesem bitteren Thema. Der Film rüttelt auf und regt zum Nachdenken an.

 

Von 1942 bis 1981 konnten junge Menschen ohne Anhörung, ohne Gerichtsentscheid, weggesperrt werden. Nur weil sie sich den gängigen Moralvorstellungen widersetzten. Uns wurden Schicksale aufgezwungen in einem hinterlistigen Zweiklassensystem geprägt von Vetterliwirtschaft und Bünzlitum.

 

Ernüchternd ist, dass es noch im Jahr 2003 in Zürich Personen gab, die mich übel mobbten und damit verhindern wollten, dass diese Verbrechen aufgedeckt werden, obschon sie genau wussten, dass es die administrative Versorgung 1942 bis 1981 gegeben hatte. Erst durch die offizielle Entschuldigung des Staates am 10. September 2010 im Schloss Hindelbank hörte dieses Mobbing auf.

 

Vorschau: Film „LINA« Sonntag, 21. Februar 2016, 20:05 Uhr, SRF 1
Die rebellische Lina wird Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen (administrativ versorgt) und begegnet rund 40 Jahre später ihrem Sohn, den sie im Gefängnis geboren und zur Adoption hat frei geben müssen. Berührendes Drama.

 

Tagung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) Montag, 21. März 2016, 9.00 Uhr

Die Rolle der reformierten Kirchen in der damaligen Heim- und Verdingkinderpraxis - Die reformierten Kirchen haben von Anfang an ihr Interesse an einer Aufarbeitung der Fremdplatzierungspraxis betont. Der Kirchenbund begründet die Notwendigkeit einer Aufarbeitung mit der Tatsache, dass fremdplatzierte Kinder und Jugendliche unter Ausbeutung und Missbrauch litten, wobei die zuständigen Behörden weggeschaut haben. Zu diesem dunklen Kapitel der Schweizer Geschichte gehört dazu, dass sich auch kirchliche Vertreterinnen und Vertreter, insbesondere im Heim- und Verdingkinderwesen, Verfehlungen haben zukommen lassen.

 

Zur Erinnerung! - Zwangsmassnahmen - Die Schuld der Schweiz

Mindestens 20'000 Heim- und Verdingkinder, administrativ Versorgte,

Zwangssterilisierte, Zwangsadoptierte und in Psychiatrien Versorgte dürften

in der Schweiz noch am Leben sein, schätzen Historiker. Kaum jemand, der

nicht in seinem näheren oder weiteren Bekanntenkreis einen direkt oder

indirekt betroffenen Menschen hat. Thomas Huonker, Historiker und Mitglied

des Initiativkomitees, sagt: «Der Staat hat die Grundrechte dieser Menschen

in krassester Weise verletzt. Dafür muss er sie entschädigen. Tut er das

nicht, setzt er die Diskriminierung fort.»

 

 

NZZ – Die bösen Geister der Kindheit

Im freiburgischen Kinderheim Marini missbrauchten Geistliche über Jahre hinweg systematisch Jugendliche. Wer sich dagegen wehrte, prallte gegen eine Mauer des Schweigens. Die Aufarbeitung von sexuellen Misshandlungen an Kindern beschäftigt die katholische Kirche seit Jahren. Ein Historikerbericht hat nun im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg eine weitere schmerzliche Geschichte ausgeleuchtet, die sich vor längerer Zeit abspielte.

 

 

„LINA« 51. Solothurner Filmtage 21. - 28. Januar 2016LINA Solothurner Filmtage

Es ist eines der düsteren Kapitel der Schweizer Geschichte: Bis 1981 war es möglich, Menschen auch ohne Gerichtsurteil oder psychiatrisches Gutachten wegzusperren, sei es wegen «Arbeitsscheu», «lasterhaften Lebenswandels» oder «Liederlichkeit»; betroffen waren vor allem junge Menschen. Der Spielfilm „LINA« erzählt von Lina, einer jungen Frau, die von den Behörden administrativ versorgt und dadurch eines normalen Lebens beraubt wurde. Ein Schicksal stellvertretend für viele, basierend auf wahren Ereignissen in der Schweiz!

 

Ausser man tut es - von Andrea Sprecher

 

 

Guido Fluri: Die Kesb stellt grundsätzlich einen Fortschritt dar.

 

Tages-Anzeiger: Zürcher Behörden platzieren weniger Kinder in Heimen.

Die professionellen Kesb-Behörden sind besser als ihr Ruf. Sie weisen Kinder zurückhaltender in Heime ein als einst die Laienbehörden.

 

 

Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) sollen eine unabhängige Ombudsstelle erhalten. Die Guido Fluri Stiftung plant nun die Schaffung einer neutralen Ombudsstelle. Die KOKES unterstützt das Vorhaben. Die Ombudsstelle soll bereits nächstes Jahr ihre Arbeit aufnehmen, wie Guido Fluri, Unternehmer und "Vater" der Wiedergutmachungsinitiative, auf Anfrage sagte.

 

Unrecht gesetzlich anerkennen - Geplant ist aber mehr als

finanzielle Unterstützung: Es soll gesetzlich anerkannt werden, dass Opfern

von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen Unrecht angetan worden ist, «das sich

auf ihr ganzes Leben ausgewirkt hat», wie es im Gesetzesentwurf heisst.