Ausstellung: «Ausstellung-Hindelbank»
Hindelbank beleuchtet anhand der bis 1981 praktizierten administrativen Versorgung auch einen dunklen Aspekt der Schweizer Geschichte. Er stellt uns vor die Frage, wie spätere Generationen unser heutiges Handeln beurteilen werden.
Textausschnitt von Katrin Rieder aus dem Buch «Hindelbank», S. 281
"Mehr als 30 Jahre nach ihrem Zwangsaufenthalt in der Frauenstrafanstalt Hindelbank nahm Ursula Biondi 2002 mit der damaligen Direktorin Kontakt auf, reiste für ein Gespräch an den Ort ihres Leidens und erhielt Antworten auf ihre vorbereiteten Fragen. Mit der Veröffentlichung ihrer Lebensgeschichte durchbrach sie das Schweigen und forderte eine Ent-Stigmatisierung der Betroffenen, eine Entschuldigung seitens der Behörden sowie eine öffentliche Diskussion über das Unrecht, das ihr und tausenden anderer Behördenopfer angetan worden war. Sie gründete die Anlaufstelle «Administrativ-Versorgte vor 1981», wurde Projektleiterin, Betroffenenbegleiterin und später Präsidentin des Vereins RAVIA (Rehabilitierung der administrativ Versorgten). Später wirkte sie an dem von Bundesrätin Simonetta Sommaruga eingerichteten «Runden Tisch» mit, wurde Mitglied der «Parlamentarischen Gruppe Fürsorgerische Zwangsmassnahme» wie auch des Komitees der Wiedergutmachungsinitiative. Ursula Müller-Biondi liess sich nicht unterkriegen. Für ihr Engagement wurde ihr 2013 von der Universität Freiburg die Ehrendoktorinnenwürde verliehen. «Man kann das Erlebte nicht ungeschehen machen – aber man kann dafür sorgen, dass es sich nicht wiederholt», so lautet das Motto, unter dem sie weiterkämpft: für Gerechtigkeit und gegen das Vergessen."